Bei uns wird niemand weggeschickt
Die Medien sind voll von Nachrichten über Angriffe in U-Bahnen oder Straßenbahn- Haltestellen. Die Besorgnis wächst und immer mehr Menschen besuchen Selbstverteidigungs-Kurse. Diese Kunst bietet der 1. Karate-Do Egeln bereits für die Jüngsten an. Seit nunmehr zehn Jahren hat sich der Verein dem Unterricht in dieser Kampfsportart verschrieben. Und das mit großem Erfolg. In diesem Jahr sicherte sich Egeln bei den 3. Internationalen Harzmeisterschaften mit Nick Knopp und Ingo Böhlert zwei Titel.
Aber jeder Verein beginnt klein. Egeln startete mit einer Gruppe von 20 Leuten, alles Mitglieder des seiner Zeit größten Karate-Vereins Staßfurts, dem Budo-Club. Nach dessen Auflösung fanden sich die 20 Karatekas zusammen und gründeten den 1. Karate-Do Egeln. "Wir kamen alle aus demselben Ort", erklärt Danny Hellwig, Vorsitzender des Vereins. Neben Egeln gründete sich auch die Sport-und-Karateschule Staßfurt.
Schnell richtete sich das Hauptaugenmerk des Vereins auf die Nachwuchsförderung. "Wir haben viel Werbung in Schulen gemacht." Diese fand bei den Egelnern Kindern Anklang. Inzwischen hat der Karate-Do drei verschiedene Gruppen. Zum einen gibt es eine Anfängergruppe für Erwachsene und Kinder sowie eine Fortgeschrittenen Gruppe.
Zusätzlich bietet der Verein seit diesem Jahr einen zehnwöchigen Kurs für Gesundheitssport unter dem Moto "Budomotion - für ein gesundes Bewegungs- und Haltungssystem " an. Madeleine Hellwig leitet diesen Kurs. Das Zertifikat "Sport Pro Gesundheit" erwarb der Verein im Mai.
Am meisten konzentriert sich der Verein aber auf die Förderung von Kindern. Ronald Zinke, Stellvertretender Vorsitzender des Karate-Dos, leitet jedes Jahr zwei Kurse für Anfänger; jeder geht ein halbes Jahr. In den ersten drei Monaten ist der Kurs offen für jeden, der mitmachen möchte. "Nach dieser Phase schließe ich den Kurs für Neulinge, denn dann zeichnet sich ab, wer Karate auch ernsthafter betreiben möchte. Diese Kinder bereite ich dann auf die erste Gurtprüfung vor."
Derzeit betreut Zinke im Schnitt zehn bis 15 Kinder. "Ich schicke niemanden weg", betont der Trainer. "Uns liegt viel daran, auf die Kinder einzugehen und das Training ihren Wünschen anzupassen. Daher läuft das Training vielleicht langsamer ab, als in anderen Vereinen. Es geht bei uns nicht so sehr darum, mit den Kindern zu Wettbewerben zu fahren. Viel wichtiger ist, dass wir in Egeln eine Möglichkeit bieten können, sich sportlich zu betätigen."
Der Anfängerkurs ist kostenlos. "Es kommen auch oft Kinder aus sozial schwächeren Familien, denen wir auch die Möglichkeit geben wollen, unser Angebot wahrzunehmen." Zinke konzentriert sich bei seinem Training nur auf die Grundlagen des Karates. Er bereitet seine Schüler ausschließlich auf die Anfänger-Kata Taikyoku Shodan vor. "Mehr wäre auch nicht angemessen, da ich Kinder mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen trainiere", erklärt Zinke.
Egeln nimmt dennoch auch an Turnieren teil. Besonders erfolgreich war in den vergangenen drei Jahren Nick Knopp (3. Kyu). Er nahm bei den deutschen Meisterschaften teil, trainiert im Landeskader und krönte sein Wettkampfjahr 2014 mit dem Titel im Kumite U 18 bei dem ersten Platz bei den 3. Internationalen Harzmeisterschaften.
Erfolg spricht sich herum und daher wird der 1. Karate-Do auch Ausrichter Landesmeisterschaft im Februar 2015 sein.
"Außerdem bieten wir einen, vielleicht sogar zwei Lehrgänge im Kobudo an", verrät der Vorsitzende. Kobudo ist die Verteidigung mit Waffen, anders als Karate, die Verteidigung ohne den Gebrauch von Waffen. "Für einen Lehrgang haben wir Sebastian Edelmann aus Halle eingeladen. Er ist ein Experte im Umgang mit dem Bo-Stab (1,83 Meter langer Holzstab; Anm. der Red.). Dieser Kurs ist dann für alle offen, die sich für Kobudo interessieren." Der erste Kurs soll im März 2015 stattfinden.
Text und Fotos: Nadja Reichert Volksstimme